Dienstag, 16. Oktober 2018

Immer wieder sonntags

"Immer wieder sonntags kommt die Erinnerung - An den Römer mit der Mundharmonika!". So sang einst in einer Ausgabe der Asterix-Comics ein stark betrunkener Legionär fröhlich vor sich hin. Ein bisschen als wäre ich betrunken fühlte ich mich auch am Sonntag plötzlich: ich wurde aus heiterem Himmel Opfer einer schon hart am Rande des Unitarismus tändelnden Predigt.
Das hat mir ein paar Dinge nochmal klar gemacht. Ich bin nicht besonders religiös aufgewachsen. Sätze wie "Vertraue Gott!" wären in meinem Elternhaus wahrscheinlich nicht gefallen oder nur in ganz ungewöhnlichen Situationen. Erinnern kann ich mich an solche Aufforderungen oder Ermutigungen jedenfalls nicht. Habe eher spät zum Glauben an den christlichen Gott gefunden.

Vielleicht liegt es daran, vielleicht auch nicht: mir ist jedenfalls wichtig, dass sich eine Gemeinde, der ich angehöre, ohne Diskussion konkret auf diesen biblisch bezeugten Gott beziehen muss. Ich kann mit Aussagen der Art "Im Endeffekt wollen ja alle Religionen das Selbe und verehren den selben Gott, nur eben unter anderem Namen und mit anderen Schwerpunkten!" überhaupt nichts anfangen. Wohl achte ich das Ehrenwerte, das wahrscheinlich in allen Weltreligionen existiert. Aber auf den Gedanken, deswegen alle Religionen zu im Endeffekt einer zu erklären, käme ich in tausend Jahren nicht, genau gesagt ist mir solch ein Denken ein Gräuel. Meine Entscheidung habe ich damals konkret für den in Jesus Christus erschienen Gott getroffen. Den biblischen Zusagen habe ich Glauben geschenkt und Jesus versuche ich, so gut es halt geht, nachzufolgen. Wenn die Bibel dann zu einer Art unverbindlicher Weisheitslehre oder Turngerät für Gedankensport gemacht werden soll, bin ich nicht dabei. Das geht für mich einfach so nicht.

Man verstehe mich richtig: auch ich hinterfrage Dinge und sehe manche biblischen Texte als einer Auslegung bedürfend an. Aber irgendwo brauche ich dann auch Nägel mit Köpfen und einen Schlußpunkt. Entweder ich hoffe und vertraue darauf, dass es diesen einen Gott gibt oder eben nicht. Ich glaube an Jesus Christus, benötige also das Zeugnis der Bibel zur Erbauung, zur Lehre, zur Gesprächsgrundlage im Gebet, da ich eben nicht vor etwa 2000 Jahren dabei war, als er hier auf Erden wandelte. Nur die Jünger damals haben ihren Glauben (von der hebräischen "Bibel" ausgehend) auf eigene und unmittelbare Erfahrungen gründen können. Ein Glaube, der sich nur auf eigene direkt erlebte Erkenntnisse und spirituelle Erfahrungen gründen wollte, muss zwangsweise ganz anders aussehen. Mein Weg ist es nicht. Ich habe mich für vom Gedanken der göttlichen Inspiration der Bibel ausgehend für diesen ganz handfest biblisch bezeugten Jesus Christus im Glauben entschieden.