Donnerstag, 25. Juli 2019

Der Untergang der Stadt Nürnberg

(Sehr verehrte Leser. Sie sind im Begriff, einen äußerst gehässigen und unsachlichen Ausfall zu lesen. Ich werde mein bestes tun, hier zügellos mit Gift zu spritzen, alles und jeden verächtlich zu machen, zu höhnen und grundlos gemein zu sein. Wenn Sie solches nicht lesen möchten, dann klicken Sie sich doch bitte hinfort. Für psychische und moralische Schäden hafte ich jedenfalls nicht. Guten Appetit!)



Hitze in der Stadt. Sommer. Ein Hauch von Anarchie. Geruch von Müll über den Straßen. Baustellen. Nürnberg wächst - und zwar auch gewollt. Wenn man so am Wöhrder See entlangfährt oder -geht, stellt sich einem vielleicht schon jetzt die Frage, wie das noch so weitergehen soll. Ruhe und Erholung findet dort nur noch der Dickhäuter, der Nervenamputierte, der geistig Tote, Ruhe und Erholung an einem Ort, wo sich buchstäblich schon jetzt alle drei Meter Menschen auf die Füße treten. Oder auf die Pfoten. Oder in einen Hundehaufen. Neulich war in den Lokalmedien zu lesen, dass (logisch bei einer stets steigenden Einwohnerzahl) Nürnberg (Zitat) "Im Hundekot versinkt", was zahlenmäßig mit 7 Tonnen Hundscheiße pro Tag im Stadtgebiet belegt wurde. Ich glaub's gern. (Anm.: Wobei, wenn man diese 7 Tonnen gerecht auf alle, gnädig gerundeten, 500 000 Menschen verteilte, pro Person und Tag maßvolle 14 Gramm Hundskot blieben. Das sollte uns, liebe Freunde, der große zivilisatorische Fortschritt der Hundehaltung durch den Menschen doch wert sein, oder? ;)) )
15 000 neue Bewohner soll allein die im Süden geplante neue Universität und das neu entstehende Viertel an der Brunecker Straße anlocken. Die Mieten steigen. Immer mehr Menschen laufen heran. Nürnberg ist aktuell auf dem 11. Platz von Deutschlands dichtbesiedeltesten Städte. Wir wollen aber scheinbar weiter nach oben. Macht ja nichts, oder? Die Infrastruktur kann zwar nur bis zu einem bestimmten Punkt mitwachsen, da einfach die Fläche nicht gegeben ist und auch die Stadtfinanzen im roten Bereich herumkrebsen, aber man muss als Einwohner einer Stadt eben Opfer bringen, wenn die Parole "Weltstadt oder Untergang!" ausgegeben wird. Was ist schon der tägliche Kampf im Straßenverkehr, die Müllproblematik allerorten, das vielerorts beklagte Zuparken von Radwegen und die auch für Autofahrer unangenehme Parkplatzproblematik (klar, mehr Menschen, von denen, natürlich!, jeder ein eigenes Auto, oder am besten zweie, braucht, brauchen auch mehr Parkplätze. Am besten natürlich direkt vor der Haustür.), was kümmert uns Lärm, Mangel an Grünflächen (siehe oben: Parkanlagen schon jetzt überrannt. Auch anders als in anderen Städten dienen Grünanlagen in Nürnberg grundsätzlich nicht dem ruhigen Verweilen im Grünen, sondern sind immer halbe Eventflächen. Immer gedacht für Spiel, Sport, laute und überdrehte Betätigung der Menschenmassen), Staus, Unfälle, allgemeine Unordnung und das Zusammenleben in bald (selbstverständlich ausgenommen sind die für die Geldaristokratie reservierten altbekannten Viertel) nur noch seelenlosen Wohnsilos, schnell gebaut und hingeklatscht... der Titel "Weltstadt" ruft und Nürnberg folgt!

Bloß (!) nicht mehr mit diesem achso biederen Image der Burg- und Sandsteinstadt mit Lebkuchen und Bratwurst, Bier und gepflegter fränkischer Gehässigkeit und liebevollen Murrsinns in Verbindung gebracht werden, nein, Weltstadt muss es sein, sagt der Kosmopolit! Daher her mit Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas, koste es auch an Geldmittel (Für das Jahr 2019: 40 Millionen Euro neue Schulden der Stadt. Soll man sich da ernsthaft so eine optionale Geschichte wie die "Kulturhauptstadt"-Bewerbung leisten? Wenn ich als Privatperson Schulden habe, kaufe ich doch auch keine Eigentumswohnung zusätzlich) was es wolle! (Überhaupt, was soll das mit der "Kulturhauptstadt"? "Kultur", ist das nicht ein Thema für die Geschichtsbücher? Es gehört eine gewisse Größe dazu, von einer erschöpften Silbermine abzulassen und sich stattdessen der danebenliegenden Lehmgrube zuzuwenden, anstatt weiter darauf zu beharren, dass dort bestimmt demnächst nochmal eine Silberader aufgetan wird. Kultur, das ist aus meiner Sicht heute eine exklusive Zuchtwelt eines abwegigen Expertentums, oder andererseits eine Soße aus Soziokulti-Blabla und geförderten Spektakeln mit dem erzieherischen Nährwert eines Butterkekses. Aber das wäre Thema für einen eigenen Eintrag).Schlußendlich wird sich dann vielleicht mit der Zeit zeigen, dass die Stadt Nürnberg überhaupt nicht in der Lage ist, finanziell nicht, räumlich nicht, die immer weiter steigende Stadtbevölkerung zu bewältigen. Strukturen, die für 400 000 - 500 000 Menschen vielleicht noch ganz gut geeignet sind, kapitulieren dann irgendwann. Mieten verteuern sich, das Stadtbild verkommt weiter, die Plätze und Straßen leiden unter zunehmender Übernutzung und Überfüllung, Ordnungsprobleme (Müll, Hundekot, Verkehrsströme, Ordnungswidrigkeiten, Kriminalität....) nehmen zu. Freilich liegt so eine Entwicklung nicht allein an der jeweiligen Stadtpolitik. Aber gewisse Gestaltungsmöglichkeiten bestehen ja schon - und wäre nicht angesichts begrenzter Ressourcen ein gewisser Realismus schön, anstelle "#NuernbergfuerAlle" als Parole rauszugeben und zu erwarten, dass wir schon irgendwie zusammenrücken werden und wollen und mittels diverser "Tischfeuerwerke" zusätzlich noch Leute anzulocken?

Vielleicht führt all das Geschilderte nicht zum Untergang der Stadt (wie im Titel aus Aufmerksamkeitsgründen vollmundig angekündigt), aber positiv kann ich diese Entwicklung hin zum einseitigen Wachstum nicht bewerten. Wäre es nicht angebrachter, behutsam die Stadt für die bereits hier lebenden Menschen weiterzuentwickeln, als mit viel aufgeblasenem Tamtam in der Liga der angesagten Großstädte mitspielen zu wollen? Ich zumindest fände das sympathischer.