Montag, 18. März 2019

Auf dem Friedhof

"If I could have one wish
As in the fairytales
I would unmake my past
And rise like Lazarus
And stand in sunlight
And banish all the dark
That locked my face away
And say to you again
Oh that That
was only time"

- Current 93: Larkspur and Lazarus

 Eine Fügung des Schicksals führte mich heute auf den Südfriedhof um meine Vergangenheit zu besuchen, die auf merkwürdige Weise auch sehr gegenwärtig geworden ist. Dort irrte ich herum in einer Welt aus Faltplänen und Herbstlaub, in einer Welt aus Aprilregen und Eis, dort irrte ich herum um nachzudenken. Vorbei an Baugeräten und Gärtnern, an älteren Herren, an schwarzen Häusern am Eingang, und an Trauerfloristik vorbei, solange, bis ich die Lücke gefunden hatte, die zu suchen ich gekommen war. Es mag eigenartig klingen, aber man kann fröhlich und sehr traurig zur gleichen Zeit sein. Es mag eigenartig klingen, aber Geschichte kann auch ein Ort sein, so real, dass man selbst plötzlich eher fiktiv daneben erscheint. An meiner Lücke stand ich, wohl zwanzig Minuten, zählte meine Herzschläge, bis ich mich wieder weniger fiktiv fühlte als Herzschläge davor. Dann blickte ich nach oben, wo wieder graue Wolken dahinflogen, und Aprilregen kurz darauf, und Eisblumen auf die Gräber gesäht. Und während ich zur Straßenbahnhaltestelle lief, hörte ich von irgendwoher ein Lied.