Dienstag, 5. November 2019
Die Unlust der Bösewichter
Immer mehr bemerke ich dieser Tage an mir so eine akute Unlust, mich zu empören. Sicher, es gibt Sachen, die mir nicht passen, über die sich Diskussion lohnen würde. Aber mich reißt nichts so richtig mit auf die Barrikaden hinauf. Wann immer in letzter Zeit irgendwo Gaukeltruppen mit großem Schild "Wir sind die Guten!" auftauchen, gehe ich lieber weg. Will ich nicht mehr zu den Guten gehören? Ich weiß nicht. Vielleicht setzt sich da die Erkenntnis durch, dass das nicht immer so leicht ist und nicht immer durch ein Schild getan. Aber was will dieser unselige Mensch denn? Will er gar dafür plädieren, alle Vorstellungen von Gut und Böse pausieren zu lassen oder einem postmodernen Uneindeutigkeitsgedanken opfern? Nein, so gefragt eigentlich auch nicht. Vielleicht habe ich nur keine Lust mehr auf Empörungen, geballte Fäuste und Schaum vor dem Mund oder im Kopf. Vielleicht ist mir das Leben dafür zu kurz. Vielleicht droht mir gar am Ende demnächst die Erleuchtung? Vielleicht ist es aber auch nur eine Schilddrüsenunterfunktion, von der weiland schon Funny van Dannen zu singen wusste.