Donnerstag, 4. Juni 2020

Menschliches Versagen



Zurzeit begleitet mich manchmal eine kurze Stelle aus dem 2. Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth, in der Paulus (grob zusammengefasst) über Schwachheit schreibt. Paulus erzählt von "...ein(em) Pfahl fürs Fleisch ..., ein(em) Engel Satans, daß er mich mit Fäusten schlage ..." (2. Korinther 12,7). Da ist etwas, das Paulus scheinbar wirklich plagt. Der Apostel berichtet auch davon, wie er wieder und wieder ("Seinetwegen habe ich dreimal den Herrn gebeten, daß er von mir ablassen möchte.") im Gebet diese Plage angesprochen hat. Und dennoch bleibt sie ihm. Der Engel Satans schlägt weiter mit Fäusten auf ihn ein.

Schwachheit. Das ist für mich im Zusammenhang meines Gedankens erstmal das, was man vielleicht "menschliches Versagen" nennen könnte. Ich habe auch meine persönlichen Schwachstellen, die vor mir selbst das Bild vom netten Typen oft plötzlich Lügen strafen und man steht da: "Bin ich das?". Diese "Engel Satans" können viele Gesichter haben. Mancher kämpft vielleicht mit Charakterschwächen, die belasten oder mit der Umwelt in Konflikte bringen. Mit schlechten Angewohnheiten. Vielleicht auch mit Krankheit und körperlichen Gebrechen. Das kann einen mitnehmen. Gerade bei Dingen, die man eben nicht mit ein bisschen Selbstdisziplin bekämpfen kann. oder für die es kein Heilmittel gibt. Mir persönlich hilft das, zu wissen, dass es auch Dinge gibt, die ich nicht so schnell loswerden kann und die auch von Gott erstmal nicht wegnimmt. Das ist unbequem, aber auf der anderen Seite ist so eine Grenzerfahrung auch heilsam.
Paulus wendet hier den Blick zu Gottes Gnade: "Und er hat zu mir gesagt: Laß dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen!" erfährt er im Gebet. Und das ist für mich dann auch die Perspektive. Da gibt es eine heilende Kraft, eine versöhnende Kraft. Sie kommt von Gott her, der immer neu schafft und diese Ewigkeitsperspektive öffnet, die Mut machen kann, durchzuhalten.