Samstag, 17. Juli 2021

Wieder im Schreiben

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Habe mich dieser Tage seit langem mal wieder im Schreiben geübt. Zwei Texte sind entstanden:


Der Baron

Komm, wir besuchen den Baron, den alten Geist
Er lebt in einem Schloß aus Amethyst
Das abends in den Honighimmel weist
Der über alle Welt gebreitet ist

Und danach geh'n wir in den Kartenwald
Und üben uns dort in Vergessen
Der Kartenwald ist ewig und drei Tage alt
Und wird seit jeher vom Baron besessen

Denn der Baron hat Vieles in Besitz
Zu keinem Fest kommt er mit leeren Taschen
Aus dem Gesicht ragt seine Nase spitz
Den Waden schmeicheln bräunliche Gamaschen

In des Barons Regal, da steht ein Totenschädel
Er sagt, der wär' von seiner ersten Liebe
Die war ein zuckersüßes Himbeermädel
Mit dem er gern' auf seinem Landsitz bliebe

Doch freundlich ist er, der Baron
Die Leute sollen sagen, was sie wollen
Er war zu mir stets wie zu einem Sohn
Er richtet' mir den Schlips, geschickt, geübt
Sein Lachen füllt den Raum wie Donnergrollen


 

Eisenblaue Stunden

Eisenblau zieht eine Stunde her mit Glockenläuten
Die Stadt wird unten mundgerecht zertrennt
Die Menschen fahren fluchend nebenher aus ihren Häuten
Das Rathaus (und die Irrenanstalt!) brennt

Ein Hundsmond, halb wie eine Kaffeebohne
Fällt melodiös mit Glockenklang hinunter auf die Stadt
Im Hühnerbrühenhimmel murrt der Morgenstern
Der eine gold'ne Krone auf dem Haupte hat

Und rosenfein geh'n uns're Leben Hand in Hand
Wie manches delikate Morgenrot
Verbunden durch ein feingewob'nes Seidenband
Und vorsichtig genährt mit Zuckerbrot