1 Und wiederum sah ich alle Bedrückungen, die verübt werden unter der Sonne; und siehe, da flossen Tränen von Unterdrückten, die keinen Tröster hatten; und weil die Hand ihrer Unterdrücker so stark war, konnte sie niemand trösten. 2 Da pries ich die Toten, die längst gestorben sind, glücklicher als die Lebenden, die jetzt noch am Leben sind. 3 Aber besser als beide ist der daran, welcher noch gar nicht geboren ist, weil er das leidige Tun, das unter der Sonne geschieht, gar nicht gesehen hat.
4 Ich sah auch, daß alle Mühe und alles Gelingen im Geschäft nur den Neid des einen gegen den andern weckt; und auch das ist eitel und ein Haschen nach Wind!
Prediger 4,2-4
Heute sprangen mir diese Verse bei der Bibellese ins Auge. Mit dem Gefühl, das da mitschwingt, kann ich etwas anfangen. Sinnlose Mühe. Der Gedanke, dass die Welt ansich verdorben ist, das Gute und die Gerechtigkeit eben nicht siegen, jeder Erfolg vorübergehender Art ist und im schlimmsten Fall nur jetzt noch unvorhergesehenen Dinge auslöst, die alles wieder zunichte machen und verschlimmern und am Schluß nur, wie der Prediger sagt, "eitles Haschen nach Wind" übrig bleibt. Für mich stellt sich da die Sinnfrage. Renne ich wie blind materiellen Gütern nach? Meiner Karriere? Vergöttere ich Jugend und körperliche Fitness? Ist es das? Oder nutze ich diese eh von Sinnlosigkeit, Scheitern und Tod bedrohte Zeit, um auch tiefe Erlebnisse zu haben und zuzulassen: Erlebnisse in den Kategorien Geist und Gott. Das Streben nach echter Freundschaft, nach Verständnis, einem Gefühl des Zusammenhangs und der Zusammengehörigkeit?
Das Leben ist gut. Aber für mich lohnt es, manchmal auch danach zu fragen, wer es ist, der diesen Schatten wirft, der unsere Welt und alles darin ist.