Sonntag, 17. Januar 2021

Ein düsterer Wintertag

 
Ein düsterer Wintertag unter düsteren Wintertagen. Was sollte man sonst noch dazu sagen? Die Straßen gefroren, mit Eisglasur überzogen und kalte Gleise zerhacken die Stadt. Man murmelt im Schlaf etwas von Frühling vor sich hin, hinter den Fensterscheiben bei halb zugezogenen Gardinen, während Schnee fällt und immer weiter Schnee fällt.
Man will ja gerne etwas anderes sagen und erzählen als "Ein düsterer Wintertag", aber... da ist nur die Dauerkulisse der Gerüchte und Ideen in Fernsehen und Radio mit ihren murmelnden Ratespielen. Die Welt wird von Zahlen regiert. Und da gibt es keinen Silberstreifen am Horizont, nur Unruhe und Schlafwandeln, über das Eis hinweg, mit gespenstisch gedämpften Schritten auf Schneefeldern, vorbei an Wintergebüschen in denen schwarze Vögel wohnen.

Gerne säße ich eines goldenen Frühlingstages im Garten eines niederbayerischen Wirtshauses, oder spazierte durch das italienisch-muntre Regensburg und ließe die Geschäftigkeit der Stadt guten Mutes an mir vorübergehen. Hörte auf Wind und Stimmen. Wanderte auf einen Gipfel und kehrte im roten Abend zurück in eine gutes Land, da es nicht nach nassen Taschentüchern riecht, nicht nach Alkohol und nicht nach Medizinprodukten und nicht dem Nachtschweiß einer von Albträumen bedrängten Welt. Aber nun zieht halt der eiserne Schwarm schwarzer Vögel über das Land hin, und ich weiß nicht weiter...