Freitag, 5. Februar 2021

Politische Desorientierung


In diesem Jahr kommt die nächste Wahl. Ein Umstand, der mich leicht nachdenklich stimmt und verunsichert. Momentan weiß ich wirklich nicht, wen ich wählen soll. Mein Eindruck ist, dass, während vieles glücklicherweise keine Vollkatastrophe ist, das Land teilweise eher nach kurzfristig gedachten Gesichtspunkten geführt wird. Ein bisschen hier, ein bisschen da. Heute links, morgen rechts. Und natürlich die Medien, die wollen auch mit Bildern und schön verwertbaren Schlagworten versorgt werden, weil ja auch die Bevölkerung sehr medienorientiert ist (sagt der Typ, der gerade etwas an einem Computer schreibt). Die großen Probleme der Zeit stehen längst nicht mehr vor der Tür, sondern hocken schon im Wohnzimmer. Mir fehlt die Überzeugung, dass wirklich nach einem durchdachten Plan vorgegangen wird. Reagieren statt regieren. Oder vielleicht regieren durch reagieren. (Schönes Schlagwort, das! Stand bestimmt schonmal so in der Zeitung.).

Und dann dieses Leben in einer unfassbar banalen westlichen Welt. Wir haben uns in den Jahrhunderten großen materiellen Wohlstand erworben. Die Versorgung ist dankenswerter weise gut. Aber fehlt nicht etwas?

Was mich hierzulande auch etwas verdriest, ist der etwas gleichgültige Umgang mit dem immateriellen Kulturerbe. Deutschland will modern und weltoffen sein, um das zu erreichen scheint viel unter den Tisch zu fallen. Konkret benennen will ich den schlampigen Umgang mit unserer Sprache.

Vielleicht wird auch einfach für eine andere Art Mensch als mich Politik gemacht. Aus meiner Sicht ist es schädlich, von rein materialistischen Ausgangsvoraussetzungen her die Welt gestalten zu wollen, gespeist aus einer rein pragmatischen Ethik. Idee und Wert gegen Zustand und Zahl. Aber da verlassen wir vielleicht dann das eigentlich in der politischen Sphäre beheimatete und betreten einen eher religiösen oder vielleicht mystisch-romantischen Raum. Eine Idee vom Menschen und seinem Sinn. Andererseits: jammern die kaputten linken Politgeier nicht alle Tage davon, (was ich für eine im Grunde auch nicht mit der liberalen Demokratie konform gehende Idee halte: )wie selbst das Private politisch sei?

Warum also auch nicht den Mut zum Traum und zur gewaltigen Utopie finden? (...was meine Ausgangsfrage aber auch nicht löst. Schönes Wochenende!)