Freitag, 10. April 2020

Karfreitag im Bunker

Wieder erlaubt: Verweilen auf Bänken zu Buchzwecken


Karfreitag im Bunker. Blauer Himmel und Stille auf den Straßen, zumindest meistens. Ein ganz seltsamer Tag. Scheinbar widersinnigerweise erlebe ich die Kar- und Ostertage dieses Jahr (trotz oder gerade weil ich hier kaum rauskomme) intensiver als letztes Mal. Die Distanz von "meiner" (noch) Gemeinde tut mir auch gut. Ich kann die Inhalte des Festes, die Worte aus der Heiligen Schrift und was das jetzt alles mit meinem Leben zu tun hat irgendwie freier bedenken. Ich muss nicht irgendwelchen für mich einfach nicht passenden Lehren und oberflächlichen Lehren darüber, wie alles bitteschön zu sein hat, folgen. Ich kann da einfach vor Gott und meinem Gewissen existieren. So wie ich bin und geworden bin. Kann Traditionen entdecken und ihnen folgen. Oh, das tut so gut nicht schrill die rot-grüne Blechtrommel im Ohr zu haben, die alles wieder in diesen banalen weltlichen Sumpf hinabzieht. Man entschuldige, das klingt gemein und auch missverständlich. Aber ich muss das jetzt einfach mal so sagen.

Ein, wie ich finde, guter Satz, den ich entdeckt habe, besagt, dass wir ja letztenendes z. B. auch nicht die Nächstenliebe oder die Liebe anbeten, sondern dass Nächstenliebe das Gebot dessen ist, der angebetet wird. Erbsenzählerei? Kommt auf's Selbe raus? Ich finde dass das einen großen Unterschied macht. Ansonsten gehe ich innerlich ein bisschen die Koffer durch und was ich möglicherweise bei der Abreise mitnehme. Schon allein das, ganz gleich was dann tatsächlich in Zukunft passiert, tut wahnsinnig gut.

Anderes: Der bayerische Ministerpräsident ist eine Leseratte, so scheint mir. So hat er denn nun das Lesen von Büchern auf Bänken wieder erlaubt oder klargestellt, dass man draußen lesen darf, wenn der Abstand eingehalten wird. Vielleicht hofft Herr Söder, mich dadurch zu motiveren, draußen im Sonnenlicht die Nachtwachen des Bonaventura weiter- und durchzulesen, von Licht zu Frohsinn gebracht und daher dem Buch gegenüber gut gewappnet... Hm... Vielleicht werde ich dann nicht eines Tages in Zukunft selber bayerischer Ministerpräsident, aber ich bin momentan nicht sicher, ob ich besagte Nachtwachen wirklich auslesen kann. Erst heute griff ich, mich selbst in die Pflicht nehmend, erneut zu diesem Buche und musste es dann, nach zwei Sätzen bereits aller innerlicher Kräfte beraubt, zur Seite legen. Der die monologisch vorgebrachte Erzählung spinnende Herr Kreuzgang ist mir einfach zutiefst unsympathisch. Arroganz verkleidet in der Maske des schelmischen Erzählers. Kritik, die deswegen substanzlos ist, weil sie sich im Endeffekt nur auf ein allgemeines Unwohlsein stützt, das, lieber Herr Kreuzgang, vielleicht auch einfach nur durch Essen zur Unzeit oder Kräuterschnaps ausgelöst wurde. Dieses ständige Beharren auf dem "Nichts" als alles entscheidende Kategorie... vielleicht bin ich einfach zu positiv dem Leben gegenüber eingestellt, aber für mich ist das harte Kost und sehr ärgerlich. Mal sehen. Herr Söder hat ja zum Glück nicht festgelegt, welches Buch man auf der Bank im Sonnenscheine dann zu lesen hat. Somit kann ich dort vielleicht auch einfach in Zukunft, parallel zu meinem "Wheel of Time", die argentinische Literatur feiern.

Fröhlich aus dem Bunker grüßend
Ihr Maulwurf