Samstag, 2. Juli 2016

Für eine Handvoll Blaubeeren

Für eine Handvoll Blaubeeren begab ich mich heute in den Reichswald zu Nürnberg. Eigentlich eher für ein paar Handvoll. Händevoll. Wie dem auch sei:
Bei trübem Wetter schlug ich mich, schwer behandelt und begast mit Mittel zur Vergrämung des gemeinen Holzbocks (vulg. "Zecke"), dessen Heimat gerade dieser Wald ist, und die zu verteidigen er unter Anwendung aller möglichen Hinterlist fest entschlossen zu sein scheint, ins Unterholz. Eigentlich, so dachte ich bei mir, ist das Gedicht "Dr. Wald" (einfach mal in die Suchmaschine eingeben! Ist in Pfadfinderkreisen sehr beliebt) fast sarkastisch angesichts der Seuchen, die so ein Holzbock bspw. rüberreichen kann.

Die Blaubeeren sind um diese Jahreszeit dort skandalös reif, und in den meisten Blaubeergebüschen war das Beerenblau fast dem Strauchgrün voraus. Das Wetter war hier mein heimlicher Verbündeter, weil bei immer wieder einsetzenden leichten Regenfällen kaum jemand Lust gehabt zu haben scheint, es mir gleich zu tun  und in Unterhölzern herumzuschleichen.
Blaubeeren, reif zur Ernte

Kurz nach Beginn meiner Ernteoffensive versuchte auch schon der erste Holzbock sein Glück an meiner Hand, was mich zu doppelter Vorsicht antrieb. Habe dann sogar noch meine Kleidung mit dem Holzbockvergrämungselixier besprüht. Weiß nicht, ob das so nützlich ist, aber in der Folge habe ich bei meinen Zwischenkontrollen keine kleinen Spinnentiere mehr erblicken können.

Im Hintergrund waberte von Zeit zu Zeit bedrohlich-rythmisches Trommeln herüber. Meine Recherchen brachten ans Licht, dass dies scheinbar eines dieser vielgepriesenen Events war, und zwar eines, bei dem sich größtenteils junge Menschen zu treibenden Rythmen mit Farbpulver bewerfen lassen. Okay. Gut. Sollen sie mal. Die wabernden Rythmen in des Waldes Duster hatten für mich gewisse Anklänge an die Schlacht bei Bad Kissingen im Preußisch-Bayerischen Krieg. Aber jedem so, wie er mag. Oder?

Zurück zum Thema. Hatte ich erst vor, nur ein Glas Beeren zu sammeln und dann aus Furcht und Vorsicht vor dem Holzbock die Flucht zu ergreifen, packte mich mittlerweile trotz Regen und Schweiß unter dicker Kleidung eine regelrechte Sammelwut. Mir wollte nicht einleuchten, warum die besten, perfekt gereiften Waldbeeren zu den wütenden Klängen des benachbarten Jugend-Artillerie-Festes verderben sollen. So sammelte ich weiter und verspürte nicht geringe Freude dabei.
Noch mehr Gutes im Holz!

 Irgendwann fing es dann aber sehr stark zu regnen an, was mich dann nach einigem Hin und her zum Rückzug bewogen hat. Vielleicht werde ich aber bei nächster Gelegenheit wieder zuschlagen. Hoffentlich pflückt mir bis dahin niemand die restliche Sträucher leer... Gute Nacht!













Die Handvoll Beeren aus dem Eintragstitel