Freitag, 30. Oktober 2020

Ich möchte nun auch...

 Ich möchte nun auch einmal etwas zu großer Dichtkunst beitragen und fröhlich das Gendersternchen verwenden (ja, denn auch ich bin ein guter Mensch und so weiter, was man durch das Satzzeichen jetzt auch schriftlich beweisen kann) und habe mich aus diesen Gründen dem Zusammendichten von allerhand Phrasen zum Thema "Seltsames bürgerschaftliches Engagement mit Elitefaktor" gewidmet. Aktuell niedergeschlagen hat sich das in einem Text namens "Tischgespräche in der Südstadt". Nachdem dieser fertig war, fand ich, dass er thematisch irgendwie mit einem meiner Texte, der schon etwas älter ist, nämlich "Ein vegetarischer Kongress" (von 2017) zusammenhängt. Daher stelle ich hier beide mal ein:


Ein vegetarischer Kongress

Langer Vortrag über Mensch und Welt
Gähnen, Nießen, Hörer flüchten,
Drängen, Rutschen, Zerren, einer fällt
In Ohnmacht, in ein Meer aus Plastikfrüchten

Ein Tisch, ein Spanferkel aus PVC
Man redet über Nahrungsmittelnormen
Schlappe Gespräche bei verwürztem Tee
Und wenig ausgefeilten Süßteigformen

Grüne Gedankenstürme sausen
Im Raum erhebt sich ein Geschwafel
Die schnelle Rede zwischen Rauch- und Kaffeepausen
Das Volk verödet an der Kaffeetafel

Langer Vortrag über Berg und Kies
Man geht im Thema in die Breite
Dürre Damen finden die Akustik mies
Und boxen bellend ihren Nachbarn in die Seite

Grüne Gedankenstürme sausen
Wie schwarzer Rauch aus großen Köpfen
Ein dicker Alter hält sich seinen Knödelbauch
Das Volk verödet an den Suppentöpfen

Ein Bärtiger berichtet mürrisch über Bienen
Die Hörerschaft glotzt müde und verbraucht
Die Halle wird von Lampenlicht beschienen
Und in ein schwüles Himbeerrot getaucht

Grüne Gedankenstürme sausen
Im Raum erhebt sich ein Geschwafel
Die schnelle Rede zwischen Rauch- und Kaffeepausen
Das Volk verödet an der Kaffeetafel

 

Tischgespräche in der Südstadt

Es trifft sich die Truppe in Kneipen
Es werden Ideen serviert
Man gibt sich gebildet und äußerst verschieden
Man lächelt und blinzelt pikiert
Und Rauschmittel werden gemieden
Bei Tischgesprächen in der Südstadt

So sitzt man an hölzernen Tischen
Und mümmelt Gerichte aus Kohl
So sitzt man und redet, von jüngsten Gerichten
Ein Saftschorlenbierglas klirrt hohl,
Ein Eitler zitiert aus Gedichten
Bei Tischgesprächen in der Südstadt

Die Runde verlegt sich aufs Hoffen
Und auf das Reifen der Zeit
Und auf die politische Lage
"Student*Innen" reden gescheit
Und stell'n das Gehörte in Frage
Bei Tischgesprächen in der Südstadt

Man drängt nun: man müsse was machen
Man teilt tausend Flugblätter aus
"Heraus nun zum Kampf um die Straße!"
Man rutscht auf dem Holzboden aus
Und stößt sich am Ausgang die Nase
Bei Tischgesprächen in der Südstadt

Donnerstag, 29. Oktober 2020

Regen, Sonne, wieder Regen

Leer prangt der Volksfestplatz. Kurz kommt die Sonne


 Regen, Sonne, wieder Regen. Der Herbst in Hochform. Mutter Merkel schließt die Türen wieder und alle Stammtische und weisheitlichen Tischgespräche in der Gegend müssen leider leider wieder ausfallen. Habe dem etwas gewidmet, was ich Tischgespräche in der Südstadt genannt habe. Glaube die Tischgesprächler*Innen ™ von verschiedenen Guten ™ Parteien warten schon darauf, nach dem Herabschluß ("Lockdown") wieder gute Ideen zu haben. (Ich hingegen muss mich mit Magnetfeldern herumschlagen, was der Gesundheit dienen soll...)



Sie sitzen an ihren Tischen
Und mümmeln Gerichte mit Blumenkohl.
Sie sitzen und reden, von Jüngsten Gerichten
Ein Saftschorlenbierglas klirret hohl und
Ein Eitler zitiert aus Gedichten;
Bei Tischgesprächen in der Südstadt...



Freitag, 23. Oktober 2020

Gedanken zum Wochenende

 Wochenende. Grau der Himmel, grau die Gedanken. Mit Verdruß muss ich feststellen, wie sich seit Beginn dieser Pandemie meine Aktivitäten stark verringert haben. Und was will man auch tun? Es macht mir weniger Freude, in die Natur zu fahren, weil man dazu ja auch erstmal über öffentliche Plätze und durch öffentliche Verkehrsmittel hindurch muss, mit diesem fast zwangsläufig auftretenden Zwangsempfinden, sich sofort danach waschen zu wollen. Die ohnehin schon kaffeefleckfarbende Großstadt erhält gedanklich noch weitere Kaffeeflecken hinzu und der  Himmel scheint immer grau und die Straßen durchzogen von einem eklen Geruch nach Krankenhaus oder Leichenhalle. Schöne Aussichten. Ich freue mich auf einen hoffentlich kommenden Tag, an dem man unschuldig eine Erkältung bekommen kann und sich aus der Salzwasserinhalation heraus onkelhaft zusagen kann: "Nur eine Erkältung, stell dich nicht so an.". Neben vielem anderen.
Ich muss ebenso feststellen, dass sich mein Menschenbild seit Beginn nicht grundsätzlich verbessert hat. Hortkäufe und verrückte Demos, andauernd durchschaubare Medienmuster, die hier Buhmänner aufbauen, dort Lichtgestalten, Parolengedresche darüber, wie wir uns doch jetzt alle ganz toll helfen und zusammenhalten. Ich fühle mich zwangsverheiratet mit einer Gesellschaft, innerhalb derer ich ohnehin teilweise im geistigen Exil lebe, das ab und an von Farbflecken meiner Inseln, Gärten und Kulturvereine durchbrochen wird, für die ich im übrigen sehr dankbar bin, aber, um auf die Gesellschaft zurückzukommen, mit der ich mich eben eher ungern und auch mehr zu einem Notbund zusammenfassen lasse. Man verstehe mich nicht falsch, die zwischenmenschliche Solidarität ist mir schon wichtig, und ich wünschte, da wäre wirklicher Zusammenhalt, allerdings bin ich einfach zu alt und zu unflexibel, und auch zu mürrisch, um Verständnis aufzubringen für eine Zeit, die seltsame und unlesbare Sonderzeichen in Berufsbezeichnungen und ähnliches hineinkleistert, um gleicher und moderner zu wirken, deren Hauptsorge es ist, ob der Urlaub auf Gran Canaria noch stattfinden kann, der Stille ein Gräuel zu sein scheint und überhaupt so ideologisch aufgeladen ist, dass mir oft nichts mehr echt scheint und begraben und meterdickem Lack von einer gewünschten Welt aus "Wir sind die Guten! Wir sind die Guten!". So, werter Leser (ohne Satzzeichen), nimm es deinem alten Freund nicht übel, wenn er leichtem Murrsinn nachhängt, übe dich in Milde, so du kannst, in Fürbitte und vielleicht in Verständnis.


Montag, 19. Oktober 2020

Der Regen ist vorbei

 Der Regen ist vorbei und ein merkwürdig gütiger Himmel streckt sich goldfadendurchzogen über der Welt dahin. Als wäre nichts gewesen, als wäre nie etwas gewesen. Manchmal halte ich es schon für geradezu ausgeschlossen, dass sich die Dinge auf der Weltebene wieder zum Guten wenden. Zuviel Geschrei und zuviel ist schon den Bach runtergegangen.
Man bekommt immer gesagt, dass man als Christ die Dinge positiv sehen müsse, die Hoffnung hochhalten, nicht den Schwarzsehern das Wort reden. Auf eine gewisse Weise mag das sein, allerdings ist die christliche Kernlehre doch nicht, dass in der Welt nichts schief gehen kann. Das wäre ja inzwischen mehr als deutlich widerlegt. Ich denke, dass man als Christ Hoffnung hat, dass das Leben und die Menschen auf Dauer gesehen nicht der Vergeblichkeit anheim fallen werden. Was aber für mich, wie gesagt, nicht heißt, dass nichts schief gehen kann und erst recht nicht heißt, dass ich mich einem naiven Geschichtsoptimismus verschreiben müsste.

Wolken. Die Jugend ist vorbei, und der Regen auch, und ein merkwürdig goldfadendurchzogener Himmel streckt sich über der Welt dahin.

Donnerstag, 15. Oktober 2020

Stille im Tal der Besserwisser

Ein Rosenkranz aus der Oberpfalz


 Bin nun tatsächlich noch einer zweiten, diesmal internationalen, Rosenkranzgebetsgruppe beigetreten. Fand das sinnvoll. Es scheint ja mehr und mehr überall um's Diskutieren und Argumentieren zu gehen, und darum, wer dann am Ende einer brillianten Redeschlacht den anderen an die Wand geredet hat und dann den goldenen Pokal "Rechthabenster unter den rechthabenden Menschen auf Erden" zu erhalten. Schulterklopfen bei den intellektuellen Kumpels, oder in der Protestclique der Gnostiker, Bier auf, jawoll jawoll jawoll...

Polemik Ende: ich fand, dass es an der Zeit ist, mehr in die Stille zu gehen, dann und wann, so gut es eben geht, darauf zu hören, was Gott möglicherweise in einer Situation zu sagen hat. Innezuhalten. Zu meditieren. Zu bitten. Nachzudenken. Das ist mir alle mal sympathischer. Und daher entschied ich, mich auf diesen Pfad gemeinsam mit anderen zu machen.


Mittwoch, 14. Oktober 2020

Herbstregen

 
Heute brach die Himmelsschleuse. Es regnet aus Kübeln. Seit Mittag. Kein besonders schönes Wetter, um nochmal das Haus zu verlassen. Werde es dennoch tun, fürchte ich, und es wird sich hoffentlich auch lohnen.

Für meine Senfkorn-Einheitsübersetzung habe ich vor einigen Tagen eine sehr schöne Schutzhülle aus Stoff entdeckt und bestellt. Hoffe, sie hält, was ich mir davon verspreche...
Weiter mache ich mir Gedanken über die Jugend der 70er, plane eine "Winterwald"-Runde und freue mich auf das Wochenende.

Gute Nacht.

Montag, 12. Oktober 2020

Senfkornbibel

Einheitsübersetzung: "Senfkornausgabe"

 
Habe heute entschlossen, die Augen nicht länger vor den Tatsachen zu verschließen: ich sammele Bibeln. Verschiedene Übersetzungen in verschiedenen Ausgaben und Designs. Denke, das kann man so sagen. Bin inzwischen bei ca. sieben unterschiedlichen Versionen des "Buchs der Bücher" angekommen. Und nun habe ich mir mithilfe eines bestehenden Geschenkgutscheins noch die oben zu sehende "Senfkornausgabe" der Einheitsübersetzung geholt (Danke an den Spender an dieser Stelle!).

Jetzt ist es aber mitnichten so, dass ich die auf unterschiedliche Weise erworbenen (manche waren Geschenke, manche habe ich gefunden, manche vor der Vernichtung oder dem Verstauben gerettet, einige wenige habe ich selbst zum Neupreis gekauft) Bibeln im Regal verstauben lasse. Nein, gelesen werden sie eigentlich alle. Manche mehr, manche weniger, aber jede Bibel findet von Zeit zu Zeit ihren Weg in meine private Andacht. Und alle haben auch ihre Geschichte. Da gibt es eine Neue Genfer Übersetzung, die ein Geschenk eines Freundes war, die ein paar mal mit zu einem sehr kurz bestehenden Hauskreis gekommen ist, und die ich gerne lese, weil sie, wie es ein Jesuitenpater, mit dem ich mal ein Gespräch über Bibeln führte, so schön sagte "das beste aus zwei Welten vereint", nämlich aus den Welten der Texttreue und der leichten Verständlichkeit.
Da gibt es eine alte und etwas zerknitterte Einheitsübersetzung, die ich für etwa zwei Euro gebraucht als Flomarkt-Artikel gekauft habe, die allerlei wahrscheinlich von Schülerhand gekritzelte pseudo-okkulte Parolen enthielt, die ich erstmal entfernen musste.
Oder meine revidierte Luther-Bibel, deren Seiten im Buch Tobit leicht zusammenhaften, weil ich sie meistens im Frühsommer im Park laß, wobei mir seltsamer gelber Blütenstaub hineinrieselte, der dann eine gewisse Klebwirkung entfaltete. Und so weiter. Alle haben ihre Geschichte und ich hoffe, dass ich in nächster Zeit wieder etwas häufiger die Zeit und den Raum finde, aus dem Wort Gottes zu lesen.



Donnerstag, 8. Oktober 2020

Erstaunt

 

Erstaunt und sehr froh nehme ich momentan zur Kenntnis, wie ich in Glaubensdingen seit Frühjahr 2020 wieder auf einen, so meine ich, guten Kurs gekommen bin. In der Rückschau erscheint mir, als wäre ich damals aus Wut über so eine dauernde subtile Bevormundung kurz davor gewesen, das Porzellan an die Wand zu schmeißen. Viele Sachen von damals haben sich recht effizient erledigt. Habe als nun wieder katholischer Christ wieder Atemluft und fühle mich nicht mehr so dauerhaft auf verlorenem Posten streitend. Viele Sachen, die ich jetzt habe, wie teilweise mehrmals wöchentlich Empfang der heiligen Eucharistie, kann und will ich mir garnicht mehr wegdenken. Dinge, die Kraft spenden, und mir erscheint es so idiotisch, wie man versuchen soll, ohne sie auszukommen auf seinem Weg. Ja, irgendwie sehr gut alles.
Natürlich bin ich nicht auf einer Insel der Seligen gelandet, es gibt weiter Fragen, Zweifel, auch Sachen, die mich ärgern, weil sie eher so gesamtchristliche Phänomene sind. Aber ich fühle mich nicht mehr so wie das schwarze Schaf. Und das ist schon viel wert.



 

Dienstag, 6. Oktober 2020

Die letzten Tage

 
Die letzten Tage brachten die seltsame Angewohnheit der Wetterdienste ans Licht, stets Regen zu prophezeien, der dann nicht oder nicht in dem Maße wie angedroht/angekündigt/versprochen eintritt. Alles in allem ist es aber schon ein gutes Stück kühler geworden, und herbstlicher, und immer alltäglicher wird es nun so, wo scheinbar noch vor einigen Wochen richtig Sommer gewesen ist. Nun, es sei.

Ein Freund hat mir diese Tage Produkte meines damals noch jungen Klangschaffens aus dem Jahre 2003 geschickt und ich bin entzückt! Ein Rauschen aller Orten. Damals habe ich teilweise Sprachfetzen mit einem Mikrofon ans Radio gehalten und so in den Rechner aufgenommen. Ein kristallklarer Klang war die Folge, wie man sich gut vorstellen konnte. Sehr lachen musste ich über z. B. einen Track namens "Das deutsche Volk braucht Helden: Ein Jürgen-Fliege-Massaker" mit dem ich mir damals scheinbar in den Kopf gesetzt hatte, den zu Esoterik und Faselei neigenden Fernsehpfarrer gleichen Namens ins Absurde hinein zu glorifizieren. Dies geschah durch eine Kombination aus mittels der schon beschriebenen Technik gewonnenen Einspielungen aus des Fernsehpfarrers Sendung und Fetzen diverser Propagandastücke aus der Ostzone. Nobelpreisverdächtig. Glücklicherweise hat Fernsehpfarrer F. nie davon Wind bekommen, trotz meiner schon damals gewaltigen Popularität in der Popmusikszene.

Weiterhin pflege ich immer noch das Rosenkranzgebet. Habe sogar noch überlegt, mich einer weiteren Rosenkranzgebetsgruppe anzuschließen, bin nur noch nicht sicher, ob der Wunsch, das Anliegen und den Ansatz der Gruppe zu unterstützen, den Beitritt dort rechtfertigt. Vielleicht frage ich einfach mal.



Sonntag, 4. Oktober 2020

Wein und anderes

Der beliebte Rebensaft

 Endgültig in der High Society angekommen, pendelten die DdH und ich neulich in einen Weinladen, wo wir eine halbe Kiste verschiedener Weine einkauften. Wie eine Reise an den Rhein doch den Charakter verdirbt!

Ansonsten gehen meine Klangbasteleien ihren guten Gang. Bin gespannt, was über die nächste Zeit noch so entstehen wird. Im Übrigen bin ich mal wieder von Oberflächlichkeit und Unverbindlichkeit genervt. Als Gegenmittel und Linderung steht mir aber, Gott sei dank, nicht nur Rotwein zur Verfügung.