Donnerstag, 30. März 2017

Amoris Laetitia und mehr

Der Fund des Tages ist für mich das "Nachsynodale Apostolische Schreiben Amoris Laetitia des Heiligen Vaters Papst Franziskus"... Wie ist das eigentlich mit den Päpsten? Ich sage mal, als Freikirchler sind Päpste für mich so etwas wie zufälligerweise katholische Pastoren mit langjähriger Erfahrung. Und von daher sehe ich mich als gut beraten, auch Schriften aus der katholischen Welt gelten zu lassen und heranzuziehen. Kritisch prüfen sollte man ja ohnehin fast alles.

Und solches Heranziehen habe ich dann heute auch im Bezug auf A. L. getan. Bin über eine Presseerklärung der Evangelischen Allianz darübergestolpert (glaube ich...), in der auch auf das Werk Bezug genommen wurde, und nachdem das Schreiben frei im Internet verfügbar ist, habe ich mal reingelesen, weil das Thema Familie und Ehe mich in letzter Zeit sehr interessiert und beschäftigt. Und was ich las, war interessant und hilfreich. Leider fehlte mir die Geduld und die Zeit, das ganze, fast 300seitige Werk komplett im Internet zu lesen. Daher habe ich es mir heute einfach mal in Buchform bestellt. Vielleicht schreibe ich in Zukunft mal etwas darüber. Einen kurzen Halbsatz, oder so.

Eigentlich wollte ich noch einen Gedanken über die Endlichkeit nachschieben. Soll ich? Ja, warum denn nicht. Warum sollte man das Thema Sterblichkeit so meiden? Müssen wir denn so große Angst vor dem Tod haben, gerade als Christen?

Manchmal überlege ich mir, wie das so sein wird, wenn der eigene Tod naht. Und in meiner Vorstellung ist dann der Gedanke parat, ob ich es schaffen werde, zum Tod die nötige Haltung vor seinem Eintreten zu finden. "Werde ich gefasst genug sein?". "Werden die richtigen Menschen um mich sein?".
Nun kritisiere ich mich selbst für solches, und behaupte: alles eitles Geschwätz.
Es ist ja nun überhaupt nicht gesagt, dass man sich auf sein eigenes Ende überhaupt einstellen muss. Nicht jeder Mensch weiß, dass das Ende kommt. Vielleicht werden wir nur zu sehr mit Horrorszenarien gefüttert. Und zum Schluß kommt der Tod eher wie ein Dieb, oder wie jemand, der sich verfahren hat, und plötzlich in der Gegend ist. Alles Nachsinnen darüber ist nur teilweise sinnvoll. Sinnen wir lieber über die Gnade und Gottes Liebe nach.

Schönen Donnerstag!
(und morgen Freitag, wieder mit Manottidil.)

Dienstag, 28. März 2017

Manchmal

Manchmal etwas doofe Kommentare von mir hier, in diesem schönen Schreibkasten, lasse ich einfach stehen. Bin kein perfekter Mensch, und wieso nicht einfach mal etwas sagen, was keinen Sinn macht? Was wenig ausgereift ist, was nicht gerecht ist? Ja, warum nicht!

Manchmal etwas ungeliebte Kommentare und Texte hier, in diesem Kasten, bleiben stehen, bis Sand darüber geweht ist, und hier eine Wanderdüne ihren Ausgangspunkt gefunden hat.

Montag, 27. März 2017

Vor kurzem

Vor ca. drei Wochen habe ich mir bei einer, so dachte ich, seriösen Wählervereinigung zu Informationszwecken deren Mitteilungsorgan bestellt. Habe auch prompt eine E-Mail erhalten mit der Info, dass ich "in den nächsten Tagen" das gewünschte Schriftgut erhalte, dazu einen Überweisungsträger. Aber nichts geschah. Also habe ich vor jetzt schon wieder einigen Tagen nochmal nachgefragt, ob meine Bestellung untergegangen ist, oder ob ich mich einfach noch gedulden muss. Auf diese E-Mail erhielt ich dann überhaupt keine Antwort . Ein bisschen enttäuscht mich das, und ich finde es auch ein bisschen eigenartig. Kann natürlich gut sein, dass dann in einigen Wochen plötzlich doch noch die angefragte Publikation bei mir im Briefkasten liegt. Bis dahin habe ich aber schon Zeit gehabt, mich etwas zu wundern. Schade!

Sonntag, 26. März 2017

Am Wege

Am Wege

Heute ist wieder Sonntag, und ich weiß garnicht so recht, was ich schreiben soll. Strenggenommen habe ich meine Posting-Quote für März ja schon erfüllt. Also rein tariflich kann man garnichts mehr von mir wollen. Trotzdem lebt ja jede ehrliche Berichterstattung auch von der Kontinuität. Und hiermit habe ich gleich wieder ein ganz wunderbares Zitat geliefert.

Was gibt es ansonsten? Ich bin heute der Meinung, dass ich garnichts erklären muss. Ich kann eine Meinung haben, auch, wenn ich keine Lust habe, sie dann auch ausführlich und fundiert zu verteidigen. Bei aller Offenheit: Manches bleibt Intuition und Vertrauen. Vielleicht blüht die vielgepriesene Ironie deswegen so auf in diesen Jahrzehnten, weil die Leute nicht mehr vertrauen wollen?

Gestern sind die Dame und ich ein bisschen durch den Wald gefahren. Im Vergleich dazu, am Wöhrder See entlang zu fahren, ist der Wald deutlich Sieger. Daher habe ich für mich entschlossen, dass es, wenn überhaupt, weiter in den Wald hinein geht, und Weg vom See, und von der Stadt, der schrecklichen, wo sich die Menschen von ihren Flachbildschirmen kratzen und sich vor überteuerten Fressständen scharen, wo der verkaufsoffene Sonntag regiert, und jede Ruhe, und jede Wahrheit, und jede Sehnsucht getötet wird, weil man ihren Anblick nicht mehr ertragen kann.

Zwischen Lorenzkirche und Burg steigt dann Rauch auf; und die Rachsüchtigen lassen ihre Kaffeetasse auf das Pflaster fallen. In Scherben bricht sich die Märzsonne darin.

Dienstag, 21. März 2017

Bibel zerwühlen

Bibel zerwühlen. Ich mag das!

Vielleicht stellt sich manch einer das Bibellesen mehr wie das Studieren einer Gebrauchsanweisung vor, man liest's, und dann "Aha. Okay.", und wenn man versucht, es anders zu machen, klappt es nicht, und das Gerät geht kaputt.

Meiner Erfahrung nach ist die Bibel aber ein sehr lebendiges Buch, und man tritt beim Lesen auch in einen Dialog mit Gott ein.

So hat mich heute das Evangelium nach Lukas, Kapitel 19, Verse 45-46:
45 Dann ging er in den Tempel und fing an, die Händler hinauszujagen. 46 "In der Schrift heißt es:", rief er, "'Mein Haus soll ein Haus des Gebets sein. Aber ihr habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.'"

zu der Frage gebracht, wie viel "Klartext" es braucht, wenn Missstände zu sehen sind. Und zur Frage nach dem "Heiligen Zorn". Die Bibel will auch betend gelesen werden, und es gibt viele gute Möglichkeiten, sich mit dem biblischen Text auseinanderzusetzen.

Montag, 20. März 2017

Montagskrankheit und Film

Das zweite Mal schon in Folge fühle ich mich montags irgendwie komisch. Letzte Woche hatte ich sonntags einen Tinnitusanfall, nach dem mir schlecht war, und das blieb noch den Montag so. Heute morgen bin ich dann wieder mit so seltsam schwummerigem Kopf und Übelkeitsgefühl (leichtem!) erwacht. Das muss am Wetter, dem Mond, oder an dem ganzen Liter zuckerfreien Almdudler liegen, den ich gestern trank...

Ansonsten haben wir in den letzten Tagen Filme mit Jake Gyllenhaal angeschaut. Prisoners sowie Nightcrawler. Bin recht angetan. Klar, die Filme hatten schon auch Schwächen, aber insgesamt gefielen mir beide der Filme gut. Noch faszinierender fand ich den Vergleich der Charaktere, die von Gyllenhaal gespielt wurden. Komplett anderer Mensch! Hat mir gefallen.

So, jetzt trinke ich eine Flasche Kaffee und warte darauf, dass die Vögel draußen ihr Abendlied fertig gesungen haben.

Donnerstag, 16. März 2017

Nach dem Kriege



"Nach dem Krieg eröffne ich eine Fabrik für Westentaschenknöpfe auf einer Insel in der Nordsee. Fryhet!"





*Warnung: Dieser Post könnte für Außenstehende nicht zu verstehende Insider-Sprache enthalten, die aus einer lang vergangen Zeit stammt. Anzuwenden ist diese bei Melancholie, milder Schwermut und Kopfschmerzen, je nach Bedarf oder Absprache mit dem Arzt.

 

Montag, 13. März 2017

Schnurgerade durch die Landschaft

Die in den Wald hineinverlängerte
Fallrohrstraße, Stein des Anstoßes

Heute habe ich eine kleine geographische Entdecktung gemacht. Der Nutzen dieser Entdeckung ist aktuell noch unklar. Wahrscheinlich gibt es keinen. Und auch der Grund für das entdeckte Phänomen ist nicht geklärt, und wird durch mich wahrscheinlich auch nicht zu klären sein.

Die Entdeckung stellt sich folgendermaßen dar:

Am Samstag, bei einem Spaziergang im Gehölz bei Zabo fiel mir auf (s. Bild oben), dass z. B. auf Höhe der Fallrohrstraße es fast so aussieht, als wäre mancher Waldweg eine Verlängerung der Straße in den Wald hinein, oder die Straße der verlängerte Waldweg. Diesen Eindruck wollte ich heute mal mit einem Blick in den Stadtplan überprüfen. Dabei fiel mir auf, dass tatsächlich die Fallrohrstraße mehr oder minder in den Wald hineinverlängert als Waldweg weiterläuft. Richtig interessant fand ich dann allerdings die Entdeckung, dass ein Waldweg, der beim Tiergartenparkplatz im Südosten losgeht, auf der Karte betrachtet eine schnurgerade, ca. 2,5 km lange Linie, unterbrochen durch Bebauung, Bahngleise und Ostendstraße, bis hin zur Wagenseilstraße und Apiniusstraße im Nordwesten bildet:

(Vielleicht interpretiere ich da zu viel in die Karte rein, aber selbst in den bebauten Gebieten erscheint mir die Linie irgendwie noch erkennbar. Teilweise erschien es mir sogar, dass auf Luftbildern manche Hecken dort "gegen den Strich gebürstet", in Richtung "meiner" Linie, wachsen...)

Das betreffende Gebiet...

...zur Verdeutlichung ist die Linie hier in rot gekennzeichnet.

Tja... nur, warum das so ist, weiß ich nicht. Hatte erst die Theorie, es könnte sich beispielsweise um die Trasse einer Trümmerbahn aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg handeln. Dieser Erklärungsversuch hat sich aber dann zerschlagen, weil ich das Phänomen auch auf einem historischen Stadtplan von 1938 schon entdecken konnte, und zusätzlich nirgendwo Hinweise auf einen Verlauf der Trümmerbahn in dieser Gegend bestanden. Wiederum ältere Karten, die ich im Internet gefunden habe, verfügten über keine besonders genaue Darstellung von Straßen und Wegen, sodass nicht zu ersehen war, ob es sich vielleicht um eine Art altbewährten Holzpfad handelt.

Mir bleibt festzuhalten, dass im Stadtgebiet Nürnberg in der Stadtplanung kaum solch schnurgerade Linien vorkommen, sieht man von einigen Straßen in Langwasser, der Großen Straße auf dem Reichsparteitagsgelände, oder Bahnlinien ab. Was es dann genau ist, oder ob es sich nur um einen ganz unwahrscheinlichen, kuriosen Zufall im Stadtbild handelt, weiß ich nicht.

Anmerkung: Ich gehe nicht (!!!) davon aus, dass es sich um irgendwelche übernatürlichen Energielinien, Spuren außerirdischer Lebensformen oder die geheime Inkazivilisation von Atlantis handelt, um das klar zu stellen! Ich vermute eine normale, menschlich-geschichtliche Ursache, oder eben Zufall. Die genaue Begründung für diese Linie  würde mich aber sehr interessieren.

Sonntag, 12. März 2017

Kundgebung "Pulse of Europe"

Kundgebung "Pulse of Europe"

War soweit ganz gut und ausgewogen. Werde vielleicht wieder hingehen. Jetzt dann, irgendwann, brauche ich erstmal einen sowas von überhaupt nicht europäischen Kaffee, und irgendeine Wohltat für meinen Rücken.



Europäischer Sonntag


Heute findet das erste Mal in Nürnberg eine Demonstration der Initiative Pulse of Europe statt. Fand die Idee beim Lesen ziemlich gut, gerade weil es eine Demonstration für etwas ist, nicht gegen dies oder das. Inzwischen bin ich ein bisschen skeptischer geworden, keine Grundskepsis, weil man ja immer irgendwie kritisch sein muss, sondern aus folgenden Gründen:

Der oft gelesen Punkt, es solle eine "Basisbewegung" sein, sich von "Berufspolitikern" abgrenzen, erregt bei mir ein gewisses Misstrauen. Die explizite Behauptung einer "Basisbewegung" im Kontrast zu "Berufspolitikern" hat für mich den Beigeschmack von Elite. "Wir das Volk", die "Die da oben..."
So etwas ist dann eine Weltsicht, die ich auf keinen Fall unterschreibe oder teilen will, da ich bei aller Fehlerhaftigkeit (Merke: Wo Mensch, da immer auch Fehler!) ein großer Freund der parlamentarischen Demokratie bin.

Offenes Mikrofon! Ich weiß jetzt nicht, ob in Nürnberg auch so etwas stattfinden wird, aber ... Offenes Mikrofon! Offene Mikrofone führen oft dazu, dass irgendwelche Leute ihre Spezialthemen in das eigentliche Hauptthema hineinweben wollen (Freihandelsabkommen ABC, Bundeswehr hier oder da, die Politiker, die Frauen, die Männer...), und es wird immer viel und großer Unsinn gesagt, und eine gewisse Bierzelthaftigkeit (siehe Punkt eins) hält schleichend Einzug...


Nunja. Jetzt habe ich genug lamentiert. Mein Entschluss, teilzunehmen, weil die Grundidee gut ist, steht ohnehin fest. Und sollte die oben befürchtete Bierzeltisierung und Agitationsanfälligkeit nicht gegeben sein, ich also selber nur (Offenes Mikrofon!) Unsinn hier getippt habe, gehe ich auch beim nächsten Mal, wenn Zeit und Gelegenheit vorhanden, wieder hin...

Schönen Sonntag!


P.S.: Eine weitere politische Aktion ist gerade dabei, in die Tat umgesetzt zu werden, nämlich die Unterstützung der Bundestagswahlliste einer Partei durch Unterschrift.

Freitag, 10. März 2017

Manottidil, wieder freitags

Bisherige Schnipsel:

Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Teil 5
Teil 6


Wieder ist es Freitag. Es folgt der 7. Abschnitt (diesmal etwas sparsamer dosiert, rein mengenmäßig, um das vorläufige Ende noch etwas hinauszuzögern....) des immer noch unvollendeten Buches vom Manottidil.



4. Kapitel

Julisanda und das Manottidil trippelten so eine Weile auf der großen Straße nach Norden entlang. Die Sonne schien ihnen mit enormer Hitze auf die Köpfe, nur ab und zu wurde sie verhüllt von einer kecken Wolke, die das Leuchtegestirn und seinen sprichwörtlichen Zorn nicht fürchten wollte.
Die besagte Straße war von fähigen Baumeistern der alten Zeitalter nahezu schnurgerade durch die Landschaft gezogen worden, ab und zu flankiert von einem schlichten, weißen, etwa hüfthohen Meilenstein, der die Anzahl der Meilen, die der Reisende noch bis Rom zu fahren hatte, oder, wenn man wie unsere beiden Freunde nach Norden unterwegs war, wie viele Meilen man nun schon vom Haupt der Welt, Rom, entfernt war.

Wie es auf einer Reise so zuzugehen pflegt, auf der kein Brettspiel zur Hand ist, auf der keine temperamentvolle Rede von Himmelsphänomenen wie Kometen und ihren Leuchtschweifen, von exotischen, bunten Tieren und niegesehenen südamerikanischen Urwäldern die Stimmung hebt, es kam eine gewisse Langeweile auf.

Julisanda und das Manottidil halfen sich dergestalt ab, dass sie eine der Trinkflaschen, gefüllt mit guten Weins aus der Gegend von San Giacomo, die ihnen ihr zurückgelassener Freund Maurizio zur Stärkung auf die Reise mitgegeben hatte, zwischeneinander hin- und herreichten. Jeder von beiden nahm dann einen ordentlichen Schluck, und, da der Wein die Qual der Welt lindert, fröhliches Gemüt schafft, und die Gedanken fortweht wie ein Wind die Wolken, war es dann an der oder dem trinkenden, einen besonders geistreichen Trinkspruch zu ersinnen, und laut zu deklamieren.

„Hundert Jahre Glück! Mögen alle Völker von tausend Musen besessen werden! Möge es nie einen Mangel an Kalkstein und Romanen geben! Möge die Musik über den Stumpfsinn triumphieren! Heureka Hurra! Prost und Prosit!“

„Tausend Tonnen sonnenverwöhnter Zitronen! Möge es den Hinterhofdichtern von Palermo nie an Inspiration mangeln! Möge allen stets genug Esskastanien zur Verfügung stehen! Mögen alle Gastmähler der Welt fröhlich, und alle Häuser der Welt offen sein! Trimbim Tamerlan! Ein Hoch, ein Hoch! Es lebe der Wein und die Schönheit!“

So, oder so ähnlich, ging es eine ganze Weile dahin, bis die beiden des Spiels überdrüssig wurden, und, von dem guten Wein, ihre Schritte nicht mehr ganz so schnurgerade wie die Straße gelangen.

Noch eine Weile, und Julisanda blickte ihren Ehemann keck, fast ein bisschen frech, an, und rief: „Los! Ein Lied! Wir brauchen ein Marschlied!“

Das Manottidil ließ sich nicht lange bitten und begann umgehend zu singen:

Gibt es hier Räuber?
Gibt es hier Täuber?
Tauben und Taube?
Schräuber und Schraube?
Schraube dich weiter nach Norden mein Kind
Gibt es hier Täufer?
Gibt es hier Käufer?

Tauben und Taube
Schräuber und Schraube
Taumele weiter nach Norden, mein Kind!“

sang das Manottidil mit warmer Stimme.

Und Julisanda antwortete seinen Versen:

Da steht ein Baum im Süden
Voll Äpfel, Orangen und Quitten
In dem sitzen Rabe und Adler,
erzählen von Mäusen und Mücken und
Mäusern in ihren Häusern
von Arglist und bösen Tücken
von Würde und alten Sitten.

Die Äste schaukeln, die Blätter gaukeln
So heftig wie selten man's sieht
Der Adler, der Rabe, sie schütteln die Köpfe
und singen gemeinsam ein Lied:
Ein Segelboot ist leicht gebaut
Ein Fässchen Bier ist schnell gebraut
Mäuse und Ratten
quellen in Wellen
auf alle Felder hinaus
Das blonde Mädchen
zählt tausend Rädchen
auf des Königes Schmaus.“

Die beiden Reisenden lachten vergnügt.

Eine in der Hitze des Tages erfrischende Brise wehte die Hänge der den Weg säumenden Hügel hinab. Es beugten sich die Olivenbäume. Das Manottidil ließ seinen Blick links und rechts der Straße umherschweifen. In die Hügel waren kunstvoll kleine Gärten hineingezirkelt worden. Es sah dort rote und orangne Blumen wachsen, frisches Obst, Trauben, Getreide, verschiedene Kräuter. Ab und war in der Ferne ein kühler, hoher Aussichtsturm zu sehen. Vögel flogen dahin, in exakter Dreiecksformation, und eine gewaltige Stille überwältigte den Sommernachmittag.

Warum hast du eigentlich keinen Namen?“ fragte Julisanda das Manottidil. Das zwinkerte und antwortete: „Wozu brauche ich ihn? Wenn man mich ruft, komme ich nicht. Wenn ich da bin, bin ich da. Wozu einen Namen? Zoologie und Zensus. Wenn ich da bin, bin ich da. Wenn ich fort bin, komme ich auch nicht wieder. Namen sind nur eine schlechte Versicherung.“

Als sie so redeten und ihre Reise dahinbrachten, konnte, wer scharfes Auge und einen aufmerksamen Blick mitbrachte, am Ende der Straße Staub sehen. Eine ganze Staubwolke, wie eine Windhose in der Wüste. Die Staubwolke näherte sich Julisanda und dem Manottidil, und irgendwann erkannte man, dass es sich um einen Reiter handelte.


-----------------------------------------------------Fortsetzung folgt! ------------------------------------

245. Geburtstag von Friedrich Schlegel

Friedrich Schlegel
Bild von Franz Gareis


Friedrich Schlegel, der Philosoph und Autor der Romantik, wäre heute 245. Jahre alt geworden. Wir wünschen alles Gute zum Geburtstag!



Donnerstag, 9. März 2017

Pleite

Der Affenkäfig im Zoo von Stalinstadt

Heute, liebes Volk, regnet es, Hunde, Katzen, Bachforellen, und noch mehr.

Die Stadt Nürnberg, so hat man dieser Tage erfahren, hat kein Geld für die eigentlich schon beschlossene Markierung von Radwegen. Und jetzt, so behauptet ein nicht immer ganz neutrales Vergorene-Milch-Blättle am Orte, will man ein Projekt zur Verkehrssicherheit beschließen. Für das man aber, so heißt es, auch eigentlich kein Geld hat.

Da steht er nun, der Nürnberger, im Regen, und guckt trübe auf die leeren Affenkäfige im Zoo von Stalinstadt, wartet auf die Frühlingssonne und die Straßenbahn.


Mittwoch, 8. März 2017

Gnade

Oben: Licht!

Ich möchte mal vergeben, nicht, weil ich es muss. Nicht, weil ich die Person regelmäßig treffe oder treffen muss, und wenn man nicht vergibt oder über irgendwas hinwegsieht, leidet die Gesamtsituation. Nicht, weil der andere Mensch stärker ist, und ich also nur die Möglichkeit habe, vor Wut ein Magengeschwür zu bekommen, oder eben zu sagen "ich vergebe", und zu hoffen, dass sich alles irgendwie regelt, Gras drüber wächst, und solange eben meine Maßstäbe bearbeiten. Ich möchte mal vergeben, nicht, weil ich die Person nicht wiedersehen werde, und ihr daher nicht sagen kann, was sie sich da gerade geleistet hat, und wie verletzend das war.

Nee, ich möchte mal vergeben, weil der andere es braucht, und ich auch. Ich möchte mal vergeben, weil jemand mich drum bittet, oder weil ich sehe, dass die Person an dem ungeklärten Problem leidet.

Ja, das möchte ich. Das wäre dann fast eine Art bedingungsloses Grundeinkommen. Man muss nicht, aber kann. Aber das wäre eines, das auch Sinn machen würde. Ja, das möchte ich.

Montag, 6. März 2017

Welcher unsern nichtigen Leib verklären wird




Unser Wandel aber ist im Himmel, von dannen wir auch warten des Heilands Jesu Christi, des HERRN, welcher unsern nichtigen Leib verklären wird, daß er ähnlich werde seinem verklärten Leibe nach der Wirkung, mit der er kann auch alle Dinge sich untertänig machen.

-Philipper 3,20-21

Sonntag, 5. März 2017

Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände

Blick in den Innenhof, der als Saal des Kongressgebäudes
geplant war


Heute nutzten wir den Nachmittag, um das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände zu besuchen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Ausstellung seit ihrem Umzug ins Gebäude der sog. Kongresshalle noch nicht besucht hatte, und war sehr auf das Ausstellungskonzept gespannt.
Ich für meinen Teil habe die Ausstellung sehr nachdenklich und bewegt verlassen, und bin sehr dankbar, diese Möglichkeit gehabt zu haben, über die Geschehnisse der NS-Zeit, gerade in Nürnberg, nachzudenken, und auch dankbar für die Möglichkeit des Austausches mit den anderen aus unserer Gruppe.

Samstag, 4. März 2017

Nächstes Manottidil

Im Brachland, März 2017

Gestern, freitags, hat sich das Manottidil unangekündigt einfach einen Tag frei genommen, und somit seine allfreitägliche Rückkehr diese Woche auf Samstag verschoben...

Nach Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4 und Teil 5 der Saga vom sinnenbegabten Schuppentiers nun der sechste Abschnitt meines Buchfragments (ich muss in Zukunft etwas sparsamer posten, wenn ich so langsam weiterschreibe...) :

Es wird Zeit für das Abendessen. Wollen Sie mir die Ehre erweisen, mit mir zu essen? Und, gesetzt den Fall Sie beide stimmen zu, heute Abend wird am örtlichen Theater ein kleines Stück gegeben, und Sie möchten es vielleicht sehen. Es ist ein allegorisches Stück, wie es heißt.“

Beide Eheleute nickten erfreut, versprach all das doch einen genußvoll verbrachten Abend.


Nach dem Mahl, bei dem man allerhand bunte Meeresfische, gebraten, gesotten und aufs Edelste gewürzt verzehrt hatte, begab man sich in Richtung des Stadttheaters, eines protzigen Renaissancebaus, umsäumt von buschigen Bäumen, umstanden von Laternen, die für ein angenehmes Licht sorgten. Auf der Bühne sollte heute das Stück „Der Gang ins Elysium über die hohen Stufen des Tempels der Fortuna“ gezeigt werden, ein wahrhaft episches Werk aus der Feder eines der ansässigen Professors, für das es ohne Pause einer Spielzeit von sechs geschlagenen Stunden bedurfte.

Auf dem Vorplatz des Theaters tummelten sich bereits die Würdenträger und Kunstfreunde San Giacomos. Es wurde gelacht und geistreich parliert, man trug Mäntel aus Hermelin, prunkvolle Hüte in Pyramidenform, überall Glitzern und Gleißen. Auch das Manottidil war königlich herausgeputzt. Auf der Nase trug es eine goldene Brille und um seine Gesetztheit noch besser zum Ausdruck zu bringen, hatte es sich eine bordeauxrote Schärpe umgebunden. Frau Julisanda hatte ein neckisches Hütchen auf dem Kopf und war in ein moosgrünes Abendkleid gekleidet.
Vor dem Theater stand ein kleines Orchester und spielte eine ernste barocke Sarabande.
Im Vorbeigehen kaufte das Manottidil einem der Straßenhändler, von denen es am Platze nur so wimmelte, eine Tüte gebrannter Mandeln ab. „Knack knack, köstlich!“ murmelte es voll Wonne und machte eine dramatische Geste in Richtung des Blechmondes am Abendhimmel.

Das Orchester vollendete die Sarabande und trat ab. Die Pforten des Musentempels wurden aufgetan und das erlesene Publikum eingelassen. Das Innere des Gebäudes war ganz Geschichte, Samt, Marmor, Gold. Freundliches Personal half den Besuchern aus den Mänteln und wies Plätze ein. Man nahm gespannt seinen Sitz ein, Julisanda, Maurizio, das Manottidil, man tuschelte nächtliche Geheimnisse, bis das Licht erlosch und die Vorstellung begann. Das Bühnenbild zeigte einen antiken Tempel. Auf dem Boden lagen unzählige Rosenblüten verstreut, an beiden Enden der Bühne waren Räucherschalen aufgestellt, in denen köstlichster indischer Weihrauch verbrannt wurde, was im Publikum zu gelegentlichen Wahnen und Hustenanfällen führte. Der Hintergrund der Szenerie bestand aus einem Leinentuch, das man kunstfertig mit verschiedengroßen Himmelskörpern, einem Halbmond und der goldenen Sonne bemalt hatte. Nun nahm das Spiel seinen Beginn.

Zuerst betrat der Gott der Zeit die Bühne und begann mit mächtiger Stimme einen Vortrag an das Publikum. Das Rad der Zeit drehe sich ewig, die Zeit sei das einzige Ding auf Erden, dass ewig bestünde. Selbst die Erde sei nicht ewig und die Götter warteten nur auf eine günstige Gelegenheit, diesen Ort voll Unrat, Frevel und Gestank zu beseitigen. Man tue gut daran, in der Zeit zu Leben, demütig die Minuten und Sekunden, die zur Verfügung stünden, zu nutzen und seiner Zeit zu gedenken.

In dieser Art erklang der Sermon des Gottes eine gute halbe Stunde, bis eine als Justizia gekleidete Mezzosopranistin in klobigen Schuhen auf die Bretter stolperte, und den Gott der Zeit mit einem groben Schwerthieb zu Boden schlug. Mit goldenem Klang erhob sie ihre Stimme und untermalt von den warmen Tönen eines Cembalos im Orchestergraben, trällerte die hübsche junge Frau ihre Arie, die insgesamt wohl an die zwanzig Minuten gedauert hat. Es ging um die Gerechtigkeit, die immer siege, sogar über die Zeit, die Gerechtigkeit sei das einzige Ding auf Erden, dass ewig sei, selbst die Erde müsse ja vergehen, weil sie ungerecht wäre und nur die Rechtschaffenheit und das Recht führten ins...

...bong bong bong … bong bong bong …

Gerade als Julisanda sich beklagen wollte über den aufgedunsenen Bombast und das Übermaß an Allegorie, sowohl in der Inszenierung als im Text, dem das Stück zugrunde lag, erklang von draußen lauter Glockenklang. Erschrocken waren die Besucher aufgesprungen. Was sollte das bedeuten?
Dann wurden die Türen des Zuschauerraums aufgerissen, die Bediensteten des Theaters machten Licht und riefen laut: „Feuer! Feuer! Feuer! Die Stadt brennt.“

Es war nun so, dass einer der Studenten der Akademie über seinem Studieren und dem Schreiben großer Oden einen Anfall milden Cäsarenwahns erlitten hatte. In diesem glaubte er, Kaiser Nero zu sein, die Stadt vor seinem Balkon hielt er für Rom. Trunken und begeistert war der arme Jüngling nun hinaus gelaufen, hatte Feuer an die Häuser und Kirchen gelegt, laut gelacht, geschrien, sich am Boden gewälzt, beleuchtet vom roten Schein des Feuers, getrieben von Gefühlen der Größe.

Die Stadt war in Aufruhr, ein jeder versuchte, sein Hab und Gut zu retten, unfreundlich stieß man sich zur Seite und keifte ohne Pause böse Worte.

Das Manottidil und Julisanda waren aber klug gewesen, hatten die Stadt auf schnellstem Wege verlassen und den Weg Richtung Norden angetreten.

Und so endet die Geschichte der großen Stadt San Giacomo, dem Stern der Bildung Europas, die in einer einzigen Nacht zu Scherben und Asche verbrannt ist. Heute wachsen an ihrer Stelle Disteln und der Sonnenhut.


-------------------------------------FORTSETZUNG FOLGT ! -------------------------------------------

Mittwoch, 1. März 2017

Bad Staffelstein

Berühmtes Panorama, wenigstens auf dem Trafohäuschen


Die letzten Tage verbrachten wir in geheimer Mission im Ort Bad Staffelstein, wo es allerhand interessante Straßennamen wie "Am Schrank" und "Herrgottsmühle" gibt. Der ursprüngliche Plan war eine Wanderung mit anschließendem Thermenbesuch gewesen. Leider hat es dann wegen höherer Gewalt nicht mit der Wanderung geklappt. Stattdessen ein Spaziergang durch halben Regen, an Hunden vorbei, und Feldern, und trockenen Brunnen Ende Februar.

Der Thermenbesuch war dann aber wieder sehr schön, da die Sauna dort recht schön gestaltet ist.

Jetzt, wieder hier angekommen, widme ich mit der Wäsche, und habe im Hinterkopf eine Civilization-5-Partie, bei welcher ich das inoffizielle Spielziel verfolgen will, möglichst viele wahnsinnige Gigantobauten zu errichten (Weltwunder, Monumente, Straßenverbindungen zu allen vorhandenen Stadtstaaten...). Na dann gute Nacht!