Hintergrund ist, dass ich mir neulich so dachte, dass ich gerne wieder mehr schreiben würde. Habe zum Beispiel ein Buch entdeckt, für das ich vor 11 Jahren einen Text beisteuern durfte, auch ein Literaturmagazin, und irgendwie hat mir das Lust auf Texten gemacht!
Nun kam natürlich der Standardgedanke: "Aber ich habe ja momentan gar keine gute Idee!". Diesem aber bot ich auf diese Weise Widerstand, als ich erklärte, es sei ein vollkommen dummer Gedanke, man müsse immer eine gute Idee haben, eine Art Inspiration vom Himmel herab (oder so), die man dann im entgrenzten Musenwahn zu Papier bringen könne. Ich wiederhole: ein vollkommen dummer Gedanke! Und zwar deswegen, weil Schreiben wie jede Kunst oder jedes Handwerk mit Arbeit zusammenhängt. Vielleicht gibt es sie, diese Gottbegnadeten, die auf hohem Turme sitzend geistreiche Zeile nach geistreicher Zeile 24 Stunden am Tag, sonntags sogar 48 Stunden am Tag, fabrizieren... aber ich denke, dass die meisten Leute, die irgendeine Kunst oder irgendein Handwerk ausüben, dafür arbeiten müssen. Talent ohne Arbeit bleibt ergebnislos. Und Ideen können sich auch als ziemlich mau herausstellen. Daher plädiere ich dafür, die Schreiberei mit nüchterner Arbeitsethik anzugehen. Klar, Freude daran schadet nichts, inspirierende Gedanken und Umstände sind auch toll, aber man muss auch arbeiten wollen. Und man sollte sich auch nicht einbilden, der nächste Petrarc zu werden. Man munkelt, solche Ansprüche seien auch schädlich.
So entschied ich also, mir ganz methodisch aufzuerlegen, jede Woche mindestens einen Text zu schreiben. Egal, was dabei rauskommt. Dieser Gedanke, dass das Resultat immer ganz toll und ausgegoren sein muss, den habe ich jetzt erstmal fristlos entlassen. Umsomehr bin ich gespannt, was vielleicht, wenn ich dabei bleibe, so entsteht.
So. Bühne frei für das erste Werk:
Die Nacht mit ihren Nelkenfarben geht
Die Nacht mit ihren Nelkenfarben geht, Willkommen, Morgen, willkommen Wind, der du durch Wildkirschbäume gehst, den Sturm antäuschend im sanften Spiel; auch du, Summen und sich-Regen im Gras, willkommen! Nun steigt die Morgensonne an, und auf den Spiegel des Wassers fällt endlich auch ein ruhiges Spiegelbild der hohen Uferbäume.