Freitag, 27. Januar 2017

Das Manottidil

Vor einigen Jahren habe ich mal angefangen, ein Buch zu schreiben. Ja, tatsächlich. Ein richtiges Buch, mit Seiten, und Spuren einer Handlung. Das Buch sollte von einem seltsamen Wesen handeln, und... ach... sei's drum, ich veröffentliche das Fragment jetzt einfach Stück für Stück als Fortsetzungsroman, und vielleicht schreibe ich es auch mal zu Ende. Immerhin kenne ich die Handlung, aber ich bin zu faul gewesen, sie komplett zu Papier zu bringen. Und wusste nicht mehr, wozu's gut sein soll.




...die neu aufgerollte Kirchengeschichte, eine surreale Autobiografie, eine Satire auf die Gelehrigkeit, auf den Roman, vielleicht sogar eine Satire auf das Schreiben eines Romans an sich.“



Das Buch vom Manottidil









2011

Prolog
Hinterfragenswerte Geschichten, die uns traumtänzerische Tanten und Onkel erzählen, haben es seit uralter Zeit an sich, mit den WortenEs war einmal…“ zu beginnen. So folgen wir denn der Tradition und allerhand guten überlieferten Sitten und tun es denen gleich, die vor uns kamen:


1. Kapitel
Es war einmal
in südlichen Gefilden, über das große Mittelmeer hinweggeflogen, eine Stadt an den Ufern eines lebhaften, breiten Flusses, der die Lebensader eines ansonsten verdorrten und kargen Landes war, dessen Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem langweiligen Rest der Welt Kamele, Pyramiden und in Bandagen gewickelte Könige gewesen sind. Die Stadt, so sagt man, war zu der Zeit, in der unsere Geschichte spielt, das blühende Chaos. Obskure Syndikatsgewerkschaften hatten einen Generalstreik ausgerufen, die Straßen waren erfüllt vom wütenden Protestgesang der nach höheren Löhnen verlangenden Dattelhändler, Karrenzieher, Straßenfeger, Kamin- und Kamelkehrer und Kanalarbeiter.
Man muss nun aber diese zum Zeitpunkt der Handlung geschehenen Turbulenzen nicht als ein sicheres Indiz für den Sieg von Bürgerbewusstsein und Gesellschaftsfrieden halten, und ob die Gerechtigkeit letzten Endes gesiegt hat, weiß der Erzähler nicht zu sagen, und gibt zu bedenken, dass dies wahrscheinlich in einem anderen, sehr umfangreichen Buch geschrieben steht.

Kommen wir zurück zu besagter Stadt und zu den dort herrschenden vielfarbenprächtigen Tumulten. 70% der Städter waren zu der Zeit der zu erzählenden Geschichte aus purer Langeweile religiös geworden. Priester der unterschiedlichsten Glaubensrichtungen schrien ihre Lehren von Türmen herunter, aus Toren heraus oder klingelten an den Haustüren um mit früh ergrauten Domestiken ein ernstes Gespräch über Gott, die Erlösung und das Jenseits zu führen. Verkäufer von Devotionalien und Manufakturen, welche z. B. Splitter aus dem Kreuz Christi aus bestem Olivenholz herstellten, erzielten nie gekannte Gewinne.

Über all diesen Minidramen lachte eine gehässige mittelgroße Sonne, über die nie ein Lied geschrieben worden war, unerreicht von sämetlichen Blumengrüßen der weiten Welt, nur für scheinbar alle Zeit dazu verdammt, auf unterschiedlichste Szenerien, vom Liebesschwur bis zum Staatsstreich herunterzuscheinen, mal ernst, mal melancholisch, mal vielsagend, und die solches unglaublich satt hatte, daher über die Jahre reichlich verbittert war.

Manchmal, kurz vor einer Sonnenfinsternis, überkam die Sonne ein Anflug von Selbstzweifeln. Sie wischte sich dann das gehässige Lachen aus dem Gesicht, sodass nur reines, brennendes Feuer zurückblieb, keine Augen, die etwas hätten betrachten mögen, kein Mund, keine Pausbacken aus Blattgold; und alle von Menschen erdachten allegorischen Funktionen lösten sich Schicht für Schicht von ihr, wie die Schalen einer russischen MatrjoschkaSie konnte dann, in diesen seltenen Momenten, frei sein, und frei sein hat auch immer etwas mit der Fähigkeit zu trauern zu tun, mit der Fähigkeit, in einem Moment genau so zu sein, wie man sich im Grunde fühlt.
War so ein Moment gekommen, spiegelte sich das Sönnchen in den Wellen des Flusses, vergoss 96 Tränen und sang leise, während der Wind Flitter, Beethovens Klaviersonaten und Taubeneier über die Lande wehte.


...........................................................Fortsetzung folgt ... ! ....................................................