Sonntag, 6. Oktober 2019

Zweifel am bestehenden Konzept

Momentan finde ich nicht so richtig in meine Gemeinde. Überhaupt bin ich von kirchlichen Zusammenhängen enttäuscht und zum Teil auch frustriert. Manchmal überlege ich, wie das so gekommen ist, nachdem ich ja nicht frustiert und enttäuscht gestartet bin. Wäre auch komisch. Da waren einerseits immer wieder persönliche Erlebnisse, bei denen ich mir gedacht habe, dass da der Anspruch und die Realität nicht zusammenpassen. Natürlich, es geht immer um Menschen, die ja nie fehlerfrei sind. Aber manchmal ist es für mich dann auch nicht möglich, alles in einem gnädigen Licht zu sehen und dann zu entscheiden, dass sich durch Menschen nichts ändert.

Vielfach irritierte und störte mich auch der Unwillen der Kirche bzw. der Kirchen, ihren Glauben so richtig an den Mann zu bringen. Man mischt in allerhand weltlich-kulturellen Zusammenhängen mit, dabei fällt aber kein Wort von irgendetwas "jenseitigerem". Die Kirche als nur einfach eine weitere gesellschaftliche Organisation neben Parteien, Gewerkschaften, Vereinen, etc.
Ein wichtiger Bibelvers für mich, als ich damals so auf der Suche war, war der folgende (Offenbarung 3,20): "Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir."
Für mich steckte da eher etwas Verborgenes drin. Ich habe Gott eher im Verborgenen erlebt. Kurz bevor die Lichter im offiziellen Weltbetrieb ausgeschaltet werden, spätabends oder nachts. Eine leise Stimme. Das ist eine Mentalitätsfrage, aber ich störe mich eher an der Vorstellung eines Gottes, der mit den Politikern händeschüttelt, mittags auf einer Bühne präsentiert wird vor geraden, guten Menschen. Klar, da gehört er bestimmt auch hin. Aber im Grunde geht es für mich bei den Fragen der Religion um das Verborgene. Das, was bleibt, wenn es duster wird. Wenn alle gegangen sind. Ein Freund hat neulich in einem anderen Zusammenhang gesagt, der Mensch würde danach suchen, was hinter dem Spiegel an der Wand ist, den Spiegel abnehmen und dort nur die Raufasertapete entdecken. Da bin ich mir eben nicht so sicher, ob da nur die Tapete ist. Aber um die Frage, was hinter dem Spiegel ist, geht es mir schon.
Wieder in einem anderen Zusammenhang die Frage: "Welche Partei würde Jesus wählen?" Wäre er gar Mitglied in einer Partei. Alles scheint so schön klar. Hier die Bösen von der einen Partei, hier die Guten von der anderen. "Alles ist klar!" behauptet man. Warum also noch Religion, wenn es im Prinzip eh nur um die Moral und Politik geht? Meiner Meinung nach würde Jesus keine Partei wählen, wäre auch in keiner Partei Mitglied, wie er auch immer auf die Versuche, ihn zum König zu machen ungefähr so (Johannes 6,15) reagierte: "
Da Jesus nun merkte, daß sie kommen würden und ihn haschen, daß sie ihn zum König machten, entwich er abermals auf den Berg, er selbst allein."

Wärend ich nun erlebt habe, wie die Kirche (ich sage fortfolgend immer "Die Kirche", während ich konkret aber evtl. verschiedene Kirchen meine) auch teilweise biblisch zu klärende Fragen mit links vom Tisch haut, ganz allgemeine Einsichten wie dass es oft nicht Schwarz und Weiß gibt, Menschen zu ganz unterschiedlichen Auffassungen geraten können und es vielleicht wichtiger ist, Menschen zu Gott zu bringen, als ihnen die korrekte politische Auffassung einzutrichtern, musste ich mir teilweise Kritik an Stilfragen und Interessen anhören.

Einige dieser allgemeinen kirchlich-politischen Dogmen sind für mich auch realitätsfremd und das stößt mich dann ab. Dieser oft formulierte absolute Pazifismus, der schlicht ausklammert, dass diese Welt Psychopathen wie Adolf Hitler hervorbringt, die kein Interesse an Verhandlungen haben und auch nichts klären wollen, sondern denen es einfach um Macht geht. Diese seltsame (populistische?) Kritik an "den Mächtigen", die dann aber im Endeffekt oft unsere demokratisch gewählten (nicht gottkaiserlich bestimmten) Politiker sind. Diese vielen Ideen, wie unser Alltag so zu sein hat, die ich aber selbst nach wiederholtem intensivem Suchen so nicht wiederfinden kann.

Vielleicht sind es dann auch oft persönliche Unterschiede in der Denkweise und den Lebenserfahrungen mit einigen Leuten, die ich da so traf und treffe, die mich momentan wegtreiben von dem Format.

...während ich diese Zeilen schreibe, postet gerade die "Deutsche Bibelgesellschaft" einen Text über Edward Snowden. Den poste ich hier als ganz gutes Beispiel für einige Sachen, die oben beschrieben und lasse es damit bewenden. Guten Sonntag!


Findet man in der Bibel nur Politik oder geht es auch um wichtigere Fragen?