Dienstag, 14. April 2020

Rauswurf: Nachtwachen, Eingang: Purgatorio


So... Entschluss gefasst: Die Nachtwachen des Bonaventura werden nicht weitergelesen, nachdem mich regelrechte Abscheu angesichts dieses Buches überfallen hat.

Habe gestern dann begonnen, "Purgatorio" von Tomás Eloy Martínez als "Zweitbuch" zu lesen. Bin bisher begeistert. Ein melancholisches Buch, teilweise auch mit einer süß-saueren Art Humor. Große Empfehlung bisher!

Leseliste somit:

Tomás Eloy Martínez - Purgatorio
und, immer noch
Robert Jordan - The Wheel of Time (Bd. 1)


Außerdem, ein ziemlicher Themensprung nun...
Vor ein paar Tagen habe ich wieder ein bisschen zum Thema "Natur und christlicher Glauben" gestöbert. Bin hierbei über ein paar Texte z. B. zum "Sonnengesang" des Franz von Assisi gestoßen.  Interessant fand ich hierbei die Information, dass Franz durch den Sonnengesang ja quasi der Natur einen Eigenwert einräumt, der daher rührt, dass Gott sie geschaffen hat. Sie wird nicht, wie in der damaligen Zeit üblich, als bloße Nahrungsquelle oder eben als Bedrohung bzw. auf religiöser Ebene als Teil einer ansich bösen materiellen Welt gesehen. Er reiht sich geschwisterlich auch in die Reihe der Schöpfungswerke ein, die den Schöpfer, Gott, loben. Hierzu gibt es übrigens auch einige wunderschöne Psalmen und andere Bibelstellen, die die Natur und das All davon freisprechen, bloße "Nutztiere" und stumpfsinnige Materieansammlungen zu sein. (z. B. Baruch 3,33-35)

Einen guten Gedanken dazu finde ich, dass Gott im ersten Schöpfungsbericht der Bibel ja den selben Lebensatem, mit dem er den Menschen belebte, auch Tieren gab (1. Mose 1,30), somit durchaus die Lesart möglich ist, dass die Schöpfung, hier konkret die Tiere (die übrigens interessanterweise im ersten Schöpfungsbericht noch nicht als Nahrungsquelle für den Menschen vorgesehen sind) eben auch einen von Gott gegebenen "Eigenwert" haben (siehe auch das "sehr gut" Gottes über "alles... was er gemacht hatte" in 1. Mose 1,31), was für mich eher gegen die Ansicht einiger meiner eher evangelikal-konservativen Freunde spricht, die Natur sei nur so eine Art Maschine, die für den Menschen da ist, um sie frei auszubeuten, und habe auch nichts mit Gott zu tun bzw. sei es falsch, Gott mit, in der oder durch die Natur zu loben. Ich halte z. B. auch den poetisch gemeinten (!) Ausruf, dass die Natur "durchseelt" sei, für angesichts der sich mir aufschließenden Quellenlage für durchaus gut vertretbar. Ist aber einfach meine persönliche Meinung. Ohne Abschluß in Theologie. Gewonnen durch Lesen, Beten, Unterhalten.

Auch ziemlich hilfreich war mir ein Abschnitt aus dem Katechismus der katholischen Kirche, der mir ein paar gute Gedanken dazu gab, dass die Schöpfung auch nicht von Gott geschaffen wurde, um irgendwem irgendwas zu beweisen zu müssen, sozusagen um seine "Herrlichkeit zu mehren", sondern dass es folgerichtig ist, dass ein guter Gott Gutes ("Gut" heißt für mich auch nicht zwangsweise harmlos, leicht verständlich, widerspruchsfrei) schafft.

Zitat: "... Die Schrift und die Überlieferung lehren und preisen stets die Grundwahrheit: ,,Die Welt ist zur Ehre Gottes geschaffen" Wie der hl. Bonaventura erklärt, hat Gott alles erschaffen ,,nicht um seine Herrlichkeit zu mehren, sondern um seine Herrlichkeit zu bekunden und mitzuteilen" Gott hat nämlich keinen anderen Grund zum Erschaffen als seine Liebe und Güte: ,,Die Geschöpfe gingen aus der mit dem Schlüssel der Liebe geöffneten Hand [Gottes] hervor..."Der letzte Abschnitt hilft mir persönlich zu besserem Verständnis einer Aussage wie "Die Welt ist zur Ehre Gottes geschaffen.". Nicht als eine Art "Show", sondern Gottes Liebe und Güte als Motive für die Schöpfung.

Mir hat das sehr geholfen und die ein oder andere pseudogeistliche Stoßstange "guter und wohlinformierter Christenmenschen" hat sich auch schon in Luft aufgelöst.