Freitag, 23. Oktober 2020

Gedanken zum Wochenende

 Wochenende. Grau der Himmel, grau die Gedanken. Mit Verdruß muss ich feststellen, wie sich seit Beginn dieser Pandemie meine Aktivitäten stark verringert haben. Und was will man auch tun? Es macht mir weniger Freude, in die Natur zu fahren, weil man dazu ja auch erstmal über öffentliche Plätze und durch öffentliche Verkehrsmittel hindurch muss, mit diesem fast zwangsläufig auftretenden Zwangsempfinden, sich sofort danach waschen zu wollen. Die ohnehin schon kaffeefleckfarbende Großstadt erhält gedanklich noch weitere Kaffeeflecken hinzu und der  Himmel scheint immer grau und die Straßen durchzogen von einem eklen Geruch nach Krankenhaus oder Leichenhalle. Schöne Aussichten. Ich freue mich auf einen hoffentlich kommenden Tag, an dem man unschuldig eine Erkältung bekommen kann und sich aus der Salzwasserinhalation heraus onkelhaft zusagen kann: "Nur eine Erkältung, stell dich nicht so an.". Neben vielem anderen.
Ich muss ebenso feststellen, dass sich mein Menschenbild seit Beginn nicht grundsätzlich verbessert hat. Hortkäufe und verrückte Demos, andauernd durchschaubare Medienmuster, die hier Buhmänner aufbauen, dort Lichtgestalten, Parolengedresche darüber, wie wir uns doch jetzt alle ganz toll helfen und zusammenhalten. Ich fühle mich zwangsverheiratet mit einer Gesellschaft, innerhalb derer ich ohnehin teilweise im geistigen Exil lebe, das ab und an von Farbflecken meiner Inseln, Gärten und Kulturvereine durchbrochen wird, für die ich im übrigen sehr dankbar bin, aber, um auf die Gesellschaft zurückzukommen, mit der ich mich eben eher ungern und auch mehr zu einem Notbund zusammenfassen lasse. Man verstehe mich nicht falsch, die zwischenmenschliche Solidarität ist mir schon wichtig, und ich wünschte, da wäre wirklicher Zusammenhalt, allerdings bin ich einfach zu alt und zu unflexibel, und auch zu mürrisch, um Verständnis aufzubringen für eine Zeit, die seltsame und unlesbare Sonderzeichen in Berufsbezeichnungen und ähnliches hineinkleistert, um gleicher und moderner zu wirken, deren Hauptsorge es ist, ob der Urlaub auf Gran Canaria noch stattfinden kann, der Stille ein Gräuel zu sein scheint und überhaupt so ideologisch aufgeladen ist, dass mir oft nichts mehr echt scheint und begraben und meterdickem Lack von einer gewünschten Welt aus "Wir sind die Guten! Wir sind die Guten!". So, werter Leser (ohne Satzzeichen), nimm es deinem alten Freund nicht übel, wenn er leichtem Murrsinn nachhängt, übe dich in Milde, so du kannst, in Fürbitte und vielleicht in Verständnis.